19 Dez Wozu brauchen wir eigentlich einen Wasserkocher mit WLAN?
youDRESSED Editor
Wer noch nichts für die Liebsten zu Weihnachten hat, kann es ja mit einem WLAN-fähigen Wasserkocher oder Lüfter versuchen. Vielleicht gibt es bald auch Socken, die dieses bestimmt wichtige Feature mitbringen.
Im Mai hat sich nach 14 Jahren die Geschirrspülmaschine verabschiedet. Wer’s braucht, wird sich manch einer sagen. Ja, auch bei einem kleinen Haushalt mit Hund ist der Neukauf eine durchaus sinnvolle und zumal beziehungsstärkende Anschaffung. Die bezahlbaren und lieferbereiten Geräte hatten zwar alle keine Bodenanzeige, die Maschine der Wahl brachte aber immerhin eine App mit, über die man auf dem Smartphone sehen kann, wie weit der jeweilige Spülvorgang ist. Das ist doch mal eine sinnvolle Neuerung. Und so weit, so schön
Aber gibt man in der Suchleiste eines Onlinehändlers WLAN ein, erscheinen neuerdings auch immer mehr kleine Haushaltsgeräte, bei denen sich die Funktion nicht auf den ersten Blick erschließt. Hier wieder die Frage von oben: Wozu brauchen wir eigentlich einen Wasserkocher mit WLAN? Wozu eine solche Kaffeemaschine? Wozu einen smarten Toaster? Die Webseiten der Hersteller und Vergleichsseiten sind voller Argumente wie punktgenaues Einschalten und Regelung der Temperatur.
So manches hatte die Weiße-Ware-Industrie aber auch schon in den 50er, 60er oder 70er Jahren ausgekocht, um die Kundschaft zu locken, sich neue Geräte anzuschaffen, die Kaffeemaschine mit eingebauter Zeitschaltuhr zum Beispiel. Wer es aber ausprobiert oder auf Expertenrat gehört hat, wusste bald, dass Kaffee am besten immer frisch zubereitet und das Wasser nicht vom Vortag sein sollte.
Die Spielkinder unter uns haben ihre Freude
Aber sind wir nicht alle auch ein Stückweit Spielkinder geblieben? Als solches macht es natürlich Spaß, remote zuschauen zu können, welche Fortschritte die Wäsche in der Waschmaschine, das Geschirr im Geschirrspüler oder der Sonntagsbraten im Herd machen, während man mit dem Hund Gassi geht oder beim Brunch im nächstgelegenen In-Laden hockt, um andere zu beobachten, wie sie vielleicht auch gerade ihren Bratvorgang bewachen oder von der Ferne die Jalousien hoch- und runterfahren. Ja, das ist ein praktischer Nebeneffekt von Smart Home, für viele vielleicht sogar der initiale Gedanke.
Die Idee dazu gibt es schon sehr viel länger. Etwa um die Jahrtausendwende kamen Miele, Liebherr, Siemens, Bosch und Co. plötzlich damit ums Eck, alle großen Haushaltsgeräte zu vernetzen. Ein immer wieder gerne genanntes Beispiel war und ist der Kühlschrank, der seinen Füllstand immer im Auge hat und bei Bedarf automatisch Waren nachbestellt. Typischerweise ist von dieser Idee „Made in Germany“ wie so viele andere nur geblieben, dass so wie jetzt Samsung und LG asiatische Anbieter sie zur Marktreife gebracht haben.
Ob ich aber wirklich will, dass der Kühlschrank den ungeliebten Käse oder den furchtbar süßen Wein, ein Mitbringsel der letzten Party, aus der letzten Ecke neu bestellt? Das ist die große Frage.
Und auf die andere Frage aus der TV-Werbung eines Lieferdienstes, was wir hier alle an einem Samstag machen, kann man nur antworten, dass Einkaufen nicht immer schön, aber auch ein haptisches und olfaktorisches Erlebnis ist, das man nicht missen möchte.