Freizeitsport ohne Stress und schweres Gerät

youDRESSED Editor

In Coronazeiten haben sich viele als Couch Potatoes etwas gehen lassen. Jetzt ist es aber an der Zeit, Körper, Geist und Seele mal wieder etwas Gutes zu gönnen und Sport zu machen. Allen Ausreden zum Trotz braucht es dafür gar kein Fitnessstudio. Parks und Wälder bieten so viele Möglichkeiten.

Schaut man sich die sportgestählten jungen Männer und Frauen mit ihren Sixpacks im Freibad an und dann an sich selbst herunter, kommt schon der Gedanke, ein Sixpack Bier weniger hätte es auch getan, und etwas Sport wäre auch keine schlechte Idee. Wer aber nur dem eigenen Ego zuliebe erst im Sommer damit beginnt, für den ist es in  der Jahreszeit, wo alle mehr oder weniger ihre Hüllen fallen lassen, fast schon zu spät.

Aber lässiger Freizeitsport, um den es hier in erster Linie gehen soll, schmeichelt letztendlich nicht nur dem eigenen Aussehen, sondern vor allem auch der Gesundheit, dem Geist und der Seele. Ärzt:innen warnen jedoch davor, es buchstäblich übers Knie zu brechen und wie manche aus dem Nichts anzufangen, zu Joggen oder wie wild Fahrrad zu fahren. Aber irgendwo muss man ja mal anfangen.

Nicht gleich übertreiben und viel trinken

So manches „ältere Semester“ hätte vielleicht gut daran getan, vorher einen Gesundheitscheck zu machen. Dabei können sogar junge Menschen ohne vorheriges Training Kreislaufprobleme oder gar Schlimmeres bekommen, wenn sie sich ohne vorheriges Training die Seele aus dem Leib strampeln, besonders in der Mittagshitze und ohne ausreichend zu Trinken.

Flüssigkeit zu sich zu nehmen, ist ganz wichtig. Es sollte freilich kein Schnaps, Wein oder Bier sein, obwohl ein saures Radler (Bier mit Mineralwasser statt Limonade) nach einem Berganstieg auch sehr erholsam sein kann und allemal besser ist, als gar kein Getränk. Wer es sich leisten kann oder die nötige Zeit hat, sollte Sport mit einem Fitness-Coach angehen.

Im Wald sieht man tatsächlich manchmal, wie ganze Pulks von Menschen unter Anleitung Mountainbike fahren oder Nordic Walking machen.

 

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Nicht über Andere lachen, selber machen

Nordic Walking erinnert etwas an Langlaufski und Crosstrainer, weil man dabei, wenn man die Stöcke nicht nur hinter sich her schleift, auch die Arme und den Rücken stärkt. Und Hand aufs Herz: Es ist allemal besser, wenn man, ob jung, ob alt, sich überhaupt bewegt, als auf der Couch herumzulungern. Daher sollte man auch nicht über ältere E-Biker lästern. Denn elektrisch heißt nicht, dass man nicht strampeln muss. Und auch, wer im Freibad oder am Strand ein paar „Schwimmreifen“ zu viel mit sich herumschleppt, verdient Respekt, denn irgendwann muss man ja anfangen, die loszuwerden.

Wandern ist auch ein Freizeitsport, der wirklich gesund ist, wenn man es zu Anfang nicht übertreibt. Auch jüngere Menschen können, gerade beim Abstieg vom Berg, Knieprobleme bekommen. Und daher kann es ratsam sein, Wander- oder Treckingstöcke mit sich zu führen. Die gibt es mittlerweile für wenig Geld auch ganz klein zerlegbar und passen dann neben der Wasserflasche, die man auf Wanderung immer dabei haben sollte, in jeden Rucksack.

Wald und Trimm-Dich-Pfade bieten so viele Möglichkeiten

Auf Wanderwegen oder Wald im Urlaub oder in der Heimat trifft man auch immer wieder auf Trimm-Dich-Pfade, wie sie in den 1960er und 1970er Jahren Mode wurden. Solche Pfade, der erste deutsche in Münster 1962 „Schweißtropfenbahn“ getauft, bieten so viele Möglichkeiten. Da sind zum Beispiel immer ein paar niedrigere Stangen, an denen man, Rücken und Schulter schonend, aufrecht Liegestütze machen kann sowie Recks für Klimmzüge oder für den aus Schulzeiten vielleicht verhassten Felgaufschwung, wer es noch kann.

Klimmzüge haben wie andere Übungen übrigens nicht unbedingt etwas mit Kraft zu tun, sondern auch mit Geschicklichkeit und der richtigen Körperhaltung. Wer an der Stange wie wild herumzappelt, verbraucht viel zu viel Energie und schafft vielleicht maximal einen Zug, und das auch nur mit krampfhaft vorgestrecktem Kinn. Besser ist es, den Körper nicht starr, aber gerade zu halten, so dass die Füße praktisch immer in einer gedachten senkrechten Linie sind. Einfach mal ausprobieren. Es müssen ja auch nicht wie damals als Jugendlicher zehn oder zwölf Klimmzüge an einem Stück sein. Und zerren sollte man sich dabei auch nichts, es also wie alles vorsichtig angehen.

Für viele Übungen tut es auch ein Baumstamm

Was auf dem Trimm-Dich-Pfad auch nicht fehlen darf, sind Schilder mit Anleitungen für Hüft-, Rumpf- und Armschwünge, Kniebeugen und ähnliche Übungen . Dafür braucht man aber noch nicht mal Vita Parcours, wie sie im Vorreiterland Schweiz genannt werden. Denn solche Übungen kann man, gegebenenfalls auch unter Anleitung, überall machen. Genauso aufrechte Liegestütze oder Stütze rückwärts, auch Tricep Dips genannt. Denn dafür tut es auch eine Parkbank oder ein Holzstapel im Wald.

An einer Bank oder einem niedrigen Holzstapel kann man auch den Ausfallschritt üben, bei dem man die Hände in die Hüfte stützt, ein Bein daraufstellt und dann ca. 25-mal hochspringt und gleichzeitig das Bein wechselt. Eine andere Möglichkeit ist, mit dem Rücken zur Bank das Bein angewinkelt, den Fußballen darauf abzulegen und mit dem anderen Bein bei geradem Rücken Kniebeugen zu machen. Oder man macht Mountain Climber genannte Liegestütze, wobei die Beine auf gleicher Höhe oder etwas höher als der Oberkörper sind. Das ist eine Übung, die man auch gut am heimischen Badewannenrand machen kann, wenn das Badezimmer groß genug ist.

Mehr Rücksicht, damit Sport nicht in einer Prügelei endet

Um nicht böse Blicke oder Worte zu ernten, sollte man die Parkbank möglichst mit einem  Handtuch oder einer Zeitung vor Schmutz an den Schuhen schützen oder die Schuhe vorher ausziehen, wenn die Witterungs- und Bodenverhältnisse es erlauben. Gleiches gilt auch für Dehnübungen auf Barren und dergleichen. Wer will schon bei Pull-ups, beim Stützsprung (auch Straight Bar Dips genannt), aufrechten Liegestützen oder bei anderen Übungen, die Handeinsatz erfordern, in Matsch fassen?

Auch wichtig: Dehnen, Strecken, Aufwärmen, Balancieren

Apropos Dehnübungen, die sind so wie Aufwärmen gerade in den Morgenstunden, wenn das Joggen im Sommer am angenehmsten ist, aber auch Temperaturen von um 10 Grad Celsius herrschen können, ganz wichtig. Denn das beugt nicht nur Muskelkater, Verspannungen und Gelenkschmerzen vor. So mancher hat sich beim übermäßigen Joggen, beim Marathon oder Triathlon schon Muskelverkürzungen zugezogen. Und das kann dazu führen, dass sie beim Gehen aussehen, als wären sie uralt.

Das mit dem Aussehen ist andererseits aber auch so eine Sache. Studien und Watch Groups haben nachgewiesen, dass die Macher von Instagram, TikTok und Co. den Schönheitswahn in den sozialen Medien zum Teil bewusst steuern.

Plädoyer gegen Schönheitswahn und künstliche Muskeln

Men’s Health hat mal von einem jungen Mann berichtet, der unglücklich über das Ergebnis seiner ständigen Bauchübungen war und sich Silikon-Sixpacks einpflanzen ließ. Leider ist die OP schiefgegangen, so dass der Knabe sich am Ende gar nicht mehr oben ohne zeigen konnte. Den größten Körperkult mit künstlichen Muskeln an Bei, Po und Bauch beobachtet man in Nord- und Südamerika, wo man sehen soll, dass etwas „gemacht“ worden ist. Aber langsam schwappt der Trend über den Großen Teich nach Europa. Dabei sind manche der OPs hochgefährlich.

Künstliche Beinmuskeln tragen natürlich nicht mehr und dienen weder dem Kraft- noch dem Konditionstraining. In guten Fitnessstudios lernt man aber auch noch eine andere Disziplin und die ist das gerade für 40 oder 50 Plus so wichtige Koordinationstraining. Viele Menschen verlernen mit der Zeit das freihändige Fahrradfahren, das für sie in ihrer Kindheit oder Jugend wie selbstverständlich war. Man muss in der reiferen Jugend das auch nicht nochmal lernen, aber Balancieren auf dafür vorgesehenen Holmen im Parcours oder auf Baumstämmen im Wald trainiert auch das Gedächtnis.

Und das ist eigentlich ein schöner Schluss, denn Freizeitsport, auch so lockerer, wie hier beschrieben, ist eben gut für Körper, Seele und Geist. Und wenn man sich dann im Spiegel dann auch noch lieber hat, ist das auch gut für das eigene Selbstvertrauen.

Quelle Titelbild: Unsplash /  Boxed Water Is Better 

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