Le BerLu: Speisen wie in Frankreich – und ein Stück Bayern

youDRESSED Editor

In Deutschland „beim Franzosen“ zu essen, ist oft ein sehr teures Vergnügen, garniert möglicherweise noch mit Froschschenkeln, heute ein No-Go, und einer herablassend näselnden Bedienung. Das Le BerLu im Münchener Glockenbachviertel lässt so manche Vorurteile über Bord werfen und ist mit einer guten Mischung aus französisch und spanischer Küche und überraschenden bayerischen Einsprengseln im schönen Ambiente auch noch bezahlbar.

Wer in Deutschland französisch essen geht, muss damit rechnen, dass er oder sie bei Bestellung eines Entrecôtes nur ein Hauch von Nichts auf einem Salatblatt bekommt und dafür auch noch ein „Heidengeld“ bezahlt. Umso größer war das Erstaunen, anlässlich eines runden Geburtstags im Herzen von München ein französisches Restaurant zu finden, bei dem die 4- bis 6-Gänge-Menüs nur etwa 62 bis 72 Euro kosten sollten. Genauer war das Le BerLu an der Isar nahe der Wittelsbacher Brücke eine Empfehlung. Und die hat sich allemal gelohnt.

Das 2015 eröffnete Restaurant sieht mit seinen 30 Plätzen im schönen Ambiente im Innenbereich fast sterneverdächtig aus und lockt mit einer gelungenen Fusion aus französischer und spanischer Küche. Der Co-Inhaber und Mâitre de Cusine Luis Delgado ist nämlich Franzose mit spanischen Wurzeln und versteht es, beide Welten zu verbinden. Sein Partner Bernard Le Port ist für den Service zuständig und versprüht dabei so wie seine Kollegin französisch zurückhaltenden Charme, aber keine Spur von näselnder Blasiertheit, ein Vorurteil, dass von Aristocats und Ratatouille wie so viele wohl nur ein Zeichentrickabziehbild unseres schönen Nachbarlandes ist.

Alle vier Gäste haben sich gleich für das 5-Gänge-Menü entschieden. Statt der Weinempfehlung zu folgen, hätte man lieber einen Chablis nehmen sollen, aber schließlich entschied auch der günstigere Preis, dabei zu bleiben. Als Entrée oder Starter gab es ein hervorragendes Lachs-Tartar. Darauf folgte eine verrückt klingende, aber äußert leckere Vermählung von Jakobsmuscheln mit Sauerkraut, vielleicht auch als kleiner Gruß an die neue Münchener Heimat. Was aber alles herausgestochen hat, waren die selbstgemachten Eiernudeln mit Trüffelsahne, in die sich alle am Tisch hätten legen wollen. Zu den sehr zarten Lammkoteletts, die dann folgten, hätte gut ein Rotwein gepasst. Aber zum Anstoßen gab es schon „Prickelbrause“ und man wollte sich ja nicht den ganzen nächsten Tag verkatert ins Bett legen. Der krönende Abschluss war ein warmes Schokoküchlein, das zusammen mit dem Espresso eine wahre Geschmackexplosion war.

Insgesamt war es ein sehr gelungener Abend an einem lauschigen Platz mit großen weißen Pflanzenmustern auf gelber Wand, die zusammen mit dem anderen Dekor etwas von französischem Chalet mit indischem Touch hat. Von dem Hinterhof, von dem Mitvergnuegen.com und die Süddeutsche schwärmten, hatte man Ende Februar nichts gesehen, aber der ist ein weiterer Grund, wieder vorbeizuschauen im Le BerLu. Aber bis dahin muss man dann doch noch etwas das Sparschwein füllen. Der nächste Geburtstag im Kreis der vier ist ja auch erst im September.

Quelle Titelbild: Evernine / KH