Ostsee und Schlei, Urlaub,

Urlaub an Ostsee und Schlei – ein Träumchen

youDRESSED Editor

Der Trend geht zum Urlaub im Inland. Die östliche Ostsee mit Rügen, Hiddensee und dem Darß in Mecklenburg-Vorpommern entwickelt sich dabei immer mehr zum Magneten, aber auch die Gegend um Schlei, Kappeln und Eckernförde hat ihre Reize. Man muss sie nur entdecken.

Wer in St. Peter-Ording mit seinen langen, breiten Stränden zur Schule gegangen ist, den müsste es eigentlich immer wieder an die Nordsee ziehen, möchte man meinen. Ferien auf der dänischen Insel Samsø aus Kindheitstagen haben aber auch früh die Liebe zur Ostsee erweckt, und das nicht nur, weil ein Teil der Familie dort lebt, eine der Lieben sogar bei Apenrade (Åbenrå) in Süddänemark. Diese hat als eher industriegeprägte Ostseestadt wenig Charme, in der Umgebung finden sich aber so manche hübsche kleine Strände und Ortschaften mit Reetdachhäusern – nur gewusst wo.

Von München mit dem Auto nach Schleswig-Holstein „meerumschlungen“ zu fahren, ist freilich kein Zuckerschlecken und teilweise mit langen Staus verbunden, womit der Autoreisezug von der Isarmetropole nach Hamburg wieder in den Sinn kam, zumal die Spritpreise diese Art der Reise trotz mehr als 400 Euro für eine Strecke samt Frau und Hund bezahlbarer erscheinen lassen. Schließlich siegte aber der Geiz und fand man sich diesmal als Zwischenziel am wunderschönen Tollensesee südlich von Neubrandenburg wieder, bevor es am nächsten Tag über Wismar weiter nach Schönhagen bei Brodersby südlich von Kappeln  ging.

Hansestadt Wismar: „Alter Schwede“, wie schön!

Um die ewigen Staus über die Kasseler Berge und im Hamburger Elbtunnel zu vermeiden, entschied man sich wieder für den Umweg über Regensburg und Potsdam. Der „Navyline“ zu trauen und den Weg über Magdeburg, Hannover und Hamburg zu nehmen, hatte sich ein halbes Jahr vorher als Fehler herausgestellt. Denn hatte man vor einigen Jahren Sylt-München über Potsdam samt Shuttle mit dem Autozug und längerer Gassi-Pausen in 12 Stunden geschafft, waren es im September 2021 satte 15 Stunden geworden, zwei davon in der damaligen Dauerbaustelle Hamburg.

Die kleinere Hansestadt Wismar hat sich seit aufwendigen Restaurationsarbeiten in den 1990er Jahren wieder zur echten Perle der südwestlichen Ostsee entwickelt. Der Spruch „Alter Schwede“ erhält dort eine besondere Bedeutung, ist es doch der Name des aufs 14. Jahrhundert zurückgehende ältesten Bürgerhauses  der Stadt, wo 1878 eine Gastwirtschaft einzog. Und die gewährt bei schönem Wetter vor der Tür einen wunderbaren Blick auf den Marktplatz mit dem berühmten Brunnen Wasserkunst und andere historische Gebäude rundum.

 

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

 

Ein von @reiseerinnerung geteilter Beitrag

 

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

 

Ein Beitrag geteilt von Renate Froh (@renatefroh)

Ziel Schönhagen mit seiner herrlichen Steilküste

Weiter ging es von Wismar über Kiel und Eckernförde, eine andere Ostseeperle, nach Schönhagen bei Brodersby. Dieses liegt mit seiner hohen Steilküste zwischen zwei bekannteren Urlaubsorten – Olpenitz und Damp (2000) – Luftlinie etwa 7 km vor den Toren von Kappeln an der Schlei. Damp hat mit seiner abschreckend aussehenden Ostseeklinik eher den Charme, schnell gesunden und wegkommen zu wollen, bietet aber einen langen, sehr schönen weißen Strand mit einem nicht ganz so kleinen Abschnitt für Hunde. Der große Campingplatz, der offenbar viele Dauercamper mit ihren fest vertäuten Wohnmobilen hat, überrascht mit dem Schild Säbener Str. vor einem größeren, das für das beliebte Flensburger Bier wirbt – ein Anachronismus für sich. Zur Ehrenrettung von Damp muss man sagen, dass der Ort sich sehr bemüht, mit bezahlbaren Preisen und Angeboten wie eine Wikinger-Minigolfbahn junge Familien anzuziehen.

Olpenitz nördlich von Schönhagen in der Region Schwansen ähnelt anders als dieses mit seinen vielen für die Region typischen individuellen Backsteinhäusern einer einzigen Neubausiedlung – dicht an dicht. Da mag der Blick auf die Ostsee und die am Hafen liegenden privaten Schiffe noch so schön sein. Dabei ist Olpenitz keineswegs günstig, wie schon die vielen Ober- und Mittelklassewagen der Urlauber:innen vermuten lassen. Die Hausboote sind für den Online-Katalog auch schöner als in der Realität. Aber vielleicht macht sich der Ort noch. Umwelttechnisch ist die Ferienlandschaft eine Bereicherung gegenüber dem ehemaligen schwerölgeschwängerten Marinehafen.

Reha-Schloss, lecker Frühstück und traumhafter Meerblick

Schmuckstück von Schönhagen ist sicherlich das Schloss mit der dort beheimateten Rehaklinik und dem schönen Park, ein halbes Jahr vorher coronabedingt noch hinter hohen Holzwänden verborgen und nicht einsehbar. Außenstehende dürfen eigentlich immer noch nicht hinein, aber die Neugier war dann doch größer, mal einen Blick zu werfen. Wer dort Reha macht, scheint gut aufgehoben, was ein Verwandter auch bestätigen konnte. Und im Hof Schwansen gleich daneben kann man im schönen Ambiente sehr gut frühstücken. Einer der Highlights sind sicherlich die Müsli-Bowls – einfach nur lecker!

Der Fund des wieder gebuchten Hauses „Möwenschiet“ unweit eines breiten Fahrradweges mit dem schnellen, herrlichen Blick auf die Ostsee und die Steilküste, hat sich im September 2021 nach langer Suche als Glückstreffer herausgestellt. Der XXL-Fernseher macht den kleinen Garten wett, und der hat anders als viele andere Feriendomizile im hohen Norden einen Zaun, über den der Hund nicht lacht und gleich auf und davon ist. In Schönhagen kann man herrliche Spaziergänge machen, und wen stört schon, dass man auch mal nahezu weggepustet wird, wenn dann wieder die Sonne aufgeht und das Meer mit den teils sehr großen Segelyachten vor einem liegt.

Geheimtipps Maasholm und Kroonsgaard abseits von Kappeln

Im Wasser des kleinsten Meeres hat es diesmal nur bis zu den Knien gereicht, das Kribbeln danach entschädigt für die Kälte, die man bei 12 Grad verspürt. Die wenigen Wagemutigen, die sich in die Fluten gestürzt haben, waren in den zwei Wochen Ende Mai 2022 an einer Hand abzuzählen.

Kappeln mit der teils für lange Staus sorgenden Klappbrücke für Skipper aus und in die Schlei sieht von dort aus sehr malerisch aus, hat aber als zu schnell gewachsenes Einkaufs. Und Ferienparadies trotz der großen Bekanntschaft lange nicht so eine schöne Altstadt und Fußgängerzone wie Eckernförde. Ein Abstecher nach da sollte man keineswegs vergessen, eben so wenig nach Maasholm, Kroonsgaard, Sieseby und vielleicht noch Flensburg, das teilweise an St. Petersburg erinnert.

 

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

 

Ein Beitrag geteilt von ☼ UNTERWEGS MIT FRED 🐚🌞 (@cliff.on.tour)

Maasholm lockt vor allem Campingurlauber, aber auch mit langläufigen Wegen an der Küste mit einem hübschen, kleinen Hundestrand, vor allem aber auch mit der besten „Fischbude“ weit und breit. Dabei sieht die Fischräucherei Petersen nach nichts aus. Danke für den Geheimtipp von dem Angestellten an der Fleischtheke im Supermarkt! Kroonsgaard ist ein anderer Geheimtipp, besonders für Hundehalter:innen, denn anders als die hemdsartigen Streifen, die man sonst vorfindet, haben die Vierbeiner dort richtig Auslauf.

Und wenn, wie im September, die Strandkörbe wieder dort stehen, braucht man als Hundebesitzer:in Wind und Wetter nicht zu fürchten. Die Preise für Parken und die Strandkorbmiete sind mit wenigen Euro kaum der Rede wert. In Italien oder Südfrankreich zahlt man an manchen Stränden mehr als das Zehnfache – plus Sonnenschirm für ein  paar Stunden.

Sieseby mit Reetdach-Idylle und Schlei-Romantik pur

So verlockend ein Abstecher nach Arnis an der Schlei mit seiner malerischen Hafenanlage für Segelschiffe gewesen wäre, zog es die Urlauber:innen wieder nach Sieseby mit seinen wunderschönen Reetdachhäusern, großteils immer noch im Besitz der älteren Linie der herzoglichen Familie Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg, die den Ort samt dem Gut Bieneck 1887 für 615.000 Reichstaler erworben hatte. Schloss Glücksburg soll wie der Ort an der Flensburger Förde eine Pracht für sich sein und wird im nächsten oder übernächsten Jahr sicherlich einen Besuch wert sein.

1825 wurde das Schloss übrigens Stammsitz der jüngeren Linie des Hauses Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg oder kurz Glücksburg, aus dem die dänische Königsfamilie hervorgeht und praktisch mit der gesamten europäischen Hocharistokratie verwandt war und ist. Sieseby bei Thumby schleiabwärts – man merkt, dass man sich dänischen Gefilden nähert – war als Urlaubsort Jahre vorher eher eine vom Fremdenverkehrsbüro in Schleswig empfohlene Notlösung, hat aber nie seine Anziehungskraft verloren. Dort etwas zu finden, ist aber kaum möglich, weil der Ort fest in der Hand wohlhabender Hamburger scheint, die sich früher gerne im oder vor dem Sternerestaurant Schlie Kroog tummelten. Dieses hat aber altersbedingt für immer geschlossen, womit wieder ein Vorhaben perdu war. Dafür war der Urlaub abgesehen von viel den vielen Euros für den Sprit sehr viel billiger geworden, als erwartet.

 

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

 

Ein Beitrag geteilt von Entdecke-Deutschland.de (@entdecke_deutschland)

Auch abseits von Touri-Meilen findet sich so manche Perle

Der Weg von Sieseby zum Herrenhaus Gut Bienebek immer die Schlei hinunter bis etwa 10 km vor Kappeln ist immer wieder schön. Nicht weit von Sieseby Richtung Schleswig ist Rieseby mit der Lindaunisbrücke, eine der wenigen befahrbaren Überführungen. Und von dort geradeaus geht es direkt nach Norderbrarup, einem Nachbarort von dem Süderbrarup („Süder“) mit einer der wenigen größeren Einkaufszentren in der Region. Und im besagten Norderbrarup, in dem sich neben der wohl immer einzigen Pferdeklappe Deutschlands für in Not geratene Besitzer:innen eher Fuchs und Hase gute Nacht sagen, hat die kleine Hundefamilie, damals noch mit anderem Vierbeiner, viele Jahre Urlaub gemacht.

Leider ist das ehemals bezogene Haus mit dem großen Garten auch nicht mehr so günstig – fast dreimal so teuer wie anfangs – und fast schon vergleichbar mit der „90-qm-Hütte“ in Schönhagen, die zwischen Vor- und Hochsaison etwa 2.400 Euro für 14 Tage kostet, wenn man über die einschlägigen Plattformen bucht, auch einige hundert Euro teurer. Ein Vergleich und Nachfragen im lokalen Fremdenverkehrsbüro empfiehlt sich daher immer.

Quelle Titelbild: Unsplash / Matthias Pens 

Share :

Latest Posts