Chinesische Schriftzeichen

Finger weg von schlechten chinesischen Tattoos

youDRESSED Editor

TV-Sendungen wie Horror Tattoos auf Sixx zeigen immer wieder, was dabei schief gehen kann. Das trifft auch auf chinesische Zeichen zu, die heute so in sind. Schlecht gemacht oder als Scherz gemeint, können Ostasiat:innen darüber aber nur lachen.

David Beckhams Körper ist voller chinesischer und anderer fernöstlicher Zeichen. Eines der bekanntesten Fotos des britischen Ex-Fußballstars zeigt, wie er vor dem Hintergrund der Peking Universität (北京大学, Běijīng Dàxué) seine linke Seite in die Kamera hält. Und auf der steht wie traditionell senkrecht als Beispiel für ein gutes chinesisches Tattoo:

Das bedeutet so viel wie „Leben und Sterben ist dem Schicksal überlassen, Wohlstand und Rang dem Himmel“ und klingt auf Mandarin gemäß der Pinyin-Lautschrift „shēng sǐ yǒumìng, fùguì zài tiān“. Letzteres für Himmel würde auf Deutsch wie ti-än in einer Silbe gesprochen. Das Foto von Beckham ist wie viele andere von Promis rechtlich geschützt, aber bei gettyimages zu sehen und für ab 150 Euro erhältlich.

Das Tattoo der Fußball- und Modeikone auf seiner damals so durchtrainierter Seite ist nicht nur bedeutungsvoll, sondern besticht auch dadurch, dass die senkrecht eingravierten Zeichen nicht wie gedruckt aussehen, sondern der Grasschrift und höchster Kunst chinesischer Kalligraphie entsprechen.

Wandelnder Geschirrspüler? Lieber nicht!

Viele chinesische Tattoos, die sich „Langnasen“ auf ihre Körper stechen lassen, sind aber weder ästhetisch, noch ergeben sie einen Sinn. Und wenn sie doch einen Sinn ergeben und man davon Wind bekommt, möchte man unter Umständen gleich zu jemanden rennen, der einem das Tattoo wieder entfernt oder übermalt.

Bei Pinterest finden sich eine große Zahl von Negativbeispielen, eines ist ein Männerarm, auf dem in chinesischen Kurzzeichen immerhin vertikal 洗碗机 (xǐwǎnjī, Geschirrspülmaschine) prangt, ein anderes 尊重乾盛 (zūnzhòng gānshèng), was wohl 尊重乾淨 (~jìng, Hygiene einhalten) heißen soll, aber nichts auf dem Rücken einer jungen Frau zu suchen hat.

Wer es mit seinen Horror-Tattoos wohl ganz böse meinte, waren die Spaßvögel, die ihren Kund:innen oder Opfern 拉服勢賤人 (lāfūshì jiànrén, Presskommando-Schlampe) oder wie im Titelbild 豬肉油煎的米 (zhūròuyóujiān de mǐ,  in Schweinefett gebratener Reis) eingeritzt haben.

Vor dem Stechen am besten mehrfach checken

Um solche Streiche zu vermeiden, sollte man sich am besten bei  Muttersprachler:innen immer eine zweite oder dritte Meinung einholen und nicht der ersten Antwort in den sozialen Medien oder von vermeintlichen Freunden vertrauen, bevor man dann fürs Leben gezeichnet ist.

Selbst wenn man sich ganz sicher sein kann, den richtigen Spruch als Tattoo zu bekommen, sollten es eben keine Zeichen sein, die wie gedruckt aussehen. Man möchte ja auch nicht mit einem gedruckten deutschen, französischen oder englischem Gedicht herumlaufen.

Es gibt unzählige chinesische Fonts oder Zeichensätze, wovon manche wie gedruckt, andere wie Hand- oder Kursivschrift aussehen, aber nur fünf Hauptkategorien: die Siegelschrift (篆書 oder 篆书 als Kurzzeichen, zhuànshū), die der Handschrift schon ähnlichere Kursiv- oder Semi-Kursivschrift (行書, xíngshū), die auf chinesischen Stelen oft zu sehende Kanzleischrift (隸書, lìshū), die wie gedruckt aussehende moderne Regel- oder Blockschrift(楷書, kǎishū) und die Grasschrift (草書, cǎoshū). Letztere und die Kursivschriften kommen der kalligraphischen Handschrift am nächsten und eignen sich daher am besten für Tattoos.

Westliche Tattoo Artists tun sich mit der Grasschrift aber schwer, denn um so schön wie auf Beckhams linken Seite schreiben zu können, braucht es schon sehr viel Übung oder eine Schablone und eine echte Meisterhand.

Fazit: Es gibt wie auf Beckhams linker Seite wunderschöne chinesische oder japanische Tattoos. Aber selbst wenn sie in kalligraphischer Grasschrift traditionell vertikal auf dem Körper gemalt sind, ist nicht auszuschließen, dass ein westlicher oder fernöstlicher Spaßvogel einem damit dem Spaß am Leben verdirbt. Sich als Unkundige:r ein chinesisches Wörterbuch zu schnappen und selbst nach Zeichen für sein Lebensmotto zu suchen, kann auch nach hinten losgehen und zum Gespött von chinesischen, japanischen oder koreanischen Muttersprachler:innen werden. Man ist daher gut beraten, auf chinesische Zeichen ganz zu verzichten oder sich mehrfach zu versichern, bevor man sich diese stechen lässt.

 

 

Quelle Titelbild: Unsplash / Timothee Gidenne

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