25 Jan Für einen „grünen“ Valentinstag: Schmuck aus fair gehandeltem Gold
youDRESSED Editor
Ob zu Weihnachten, zur Hochzeit, zum Valentins- oder Geburtstag: Goldschmuck als Geschenk erfreut sich nach wie vor großer Beliebtheit. Nachhaltig ist der aber nur höchst selten, es sei denn man wendet sich an die wenigen Juweliere und Goldschmiede, die beim Einkauf des Edelmetalls auf Fairtrade setzen.
Der Valentinstag naht: Am 14. Februar ist wie jedes Jahr das Fest der Liebe. Ob es da unbedingt Goldschmuck sein muss oder nicht auch ein Blumenstrauß tut, ist die eine Frage. Die andere, die sich gerade viele Jüngere stellen, ist die, woher das Gold und die Edelsteine kommen. Denn die Quellen und Schürfbedingungen sind meist alles andere als „sauber“ und nachhaltig.
Wer beides miteinander vereinen will, hat nicht viel Wahl. Aber laut Fairtrade Deutschland gibt es immerhin schon über 25 Verkaufsstellen in der ganzen Bundesrepublik, die Ringe aus Fairtrade-zertifiziertem Gold führen.
Fairtraide-Mekkas Hamburg und Pforzheim
Über eine davon stolpert man, wenn man durch Tübingens Altstadt streift. Denn in der Marktgasse findet sich mit Grüngold eine Meistergoldschmiede, deren Name so wie Goldaffairs aus Karlsruhe Programm zu sein scheint. Sie stehen damit nicht allein. Und sie waren auf Frage von YouDressed auch nicht die ersten. Die Wegbereiter sind in Hamburg zu finden. Jan Spille in der Friedensallee nahe Altona gehört laut Spiegel zu den Fairtrade-Pionieren. Die GZ-Goldschmiedezeitung nennt ihn sogar „Marco Polo des fairen gehandelten Goldes“. Das Atelier Rotherbaum 63 hat Ende 2023 leider das Ladengeschäft aufgegeben, wirbt aber damit, möglichst Waschgold aus Finnland zu verarbeiten.
Neben Hamburg hat sich offenbar Pforzheim früh zu einem Zentrum für Fairtrade-Schmuck entwickelt. Noël Jewellery aus Keltern nahe der Stadt, 2006 gegründet, und Rauschmayer haben Fairtrade Deutschland zufolge sogar mehrere Verkaufsstellen, Rauschmayer 1963 gegründet, selbst in den USA und Hongkong. Hinzu kommen Aurhen Ecofair aus Überlingen sowie Oranda und Quite Quiet in Berlin, um nur einige zu nennen.
Der Aufbau zur „Öko-Schmiede“ braucht Zeit
Zurück zu Grüngold. Die Werkstatt hat laut Mitgründerin Anna Römer am 5. Oktober 2013 in der Tübinger Altstadt aufgemacht, der Ausbau zur „Öko-Goldschmiede“ sozusagen aber Jahre gebraucht, um alle benötigten Informationen zu sammeln. Zusammen mit ihrem Co-Founder Hannes Brötz ist das Team ihr zufolge in der kurzen Zeit schon auf sechs Goldschmied:innen und zwei Mitarbeiter:innen und einen Goldschmied-Azubi angewachsen. Das ist ungewöhnlich. Die meisten Goldschmieden bestehen aus maximal zwei Leuten. Der Verkauf läuft ausschließlich direkt im Ladengeschäft oder über den Online Shop auf der eigenen Homepage.
Wie Römer ausführt, deckt neu gefördertes Gold rund ein Drittel des weltweiten Goldbedarfs von rund 3.000 Tonnen pro Jahr ab. Der Anteil an fair geschürften und gehandelten Goldes sei mit weniger als 100 Kilogramm pro Jahr noch äußerst gering. Mittlerweile gebe es aber ein Netzwerk, dass Schulungsmaterialien für Berufsschulen zusammenstellt, um junge Menschen mit dem Thema vertraut zu machen.
3 bis 5 Prozent Mehrpreis druchaus verkraftbar
Bei Edelsteinen gibt es laut Römer noch keine verlässlichen Zahlen, aber vom Abbau der Rohstoffe sind ähnlich wie bei Kaffee und Kakao sehr viele Menschen abhängig. „Man kann also mit einer bewussten Kaufentscheidung einen großen Einfluss ausüben“, so die Co-Gründerin von Grüngold. Viele Kund:innen kämen gezielt auf ihr oder andere Fairtrade-Schmieden zu und nähmen auch in Kauf, dass die Schmuckstücke 3 bis 5 Prozent mehr kosten. Den Aufschlag müsse der Kunde gegenüber konventionell gehandeltem Gold schon in Kauf nehmen, was viele gerne tun. Hauptanlässe sind Verlobungen und Hochzeiten, aber das Spitzengeschäft ist wie in den meisten anderen Branchen die Weihnachtszeit.
Wie man sicher gehen kann, dass man mit dem Schmuck wirklich Fairtrade-Rohstoffe kauft, wollte YouDressed noch wissen. Römers Antwort darauf lautet: „Wir verarbeiten fairmined eco und fairtraded zertifiziertes Gold. Darüber hinaus bieten wir fair und ökologisch gewonnenes Gold von der Kooperative OekoAndina in Argentinien und regionales Gold aus Österreich an.“
Gleichzeitig spricht sie auch die Hoffnung aus, dass sich mehr Goldschmiede und Schmuckhersteller anschließen. „Je mehr mitmachen und je stärker die Nachfrage steigt, desto stärker ist der Effekt in den Abbauländern.“
Um mit ihren Worten fortzufahren, wächst schließlich der Markt, das Bewusstsein und das Interesse, woher die Produkte stammen, die wir als Menschen konsumieren. Und: dieses Bewusstsein sei auch eng mit dem zunehmenden Gerechtigkeitsempfinden und den klimatischen Veränderungen verknüpft, vor denen niemand die Augen verschließen könne.
Das ist ein schönes Schlusswort und spricht vielen Menschen in Deutschland und Europa, jung wie alt, heute aus der Seele. Wie sie handeln und konsumieren, steht dabei aber vielfach auf einem anderen Blatt. Meist entscheidet dann doch der Preis.
Dagegen spricht jedoch, dass eine Molkerei, die auf Tierwohl und höhere Einkaufspreise bei den meist bäuerlichen Familienbetrieben setzt, mit ihren Premium-Milchprodukten in Bayern seit vielen Jahren die größten Marktanteile für sich verbuchen kann.
Quelle Titelbild: Unsplash / Syed F Hashemi