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Natürliche Dämmstoffe wie Hanf und Flachs werden immer attraktiver

youDRESSED Editor

Im modernen Bauwesen ist fast untergegangen, welche guten Wärme- und Dämmeigenschaften traditionelle Materialien wie Reet und Lehm haben. Eine Unternehmerin aus Baden-Württemberg hat in den 1990er Jahren Hanf als Dämmstoff wiederentdeckt und in Deutschland eingeführt.

Hanf ist nicht nur Cannabisquelle, sondern eignet sich auch gut für Seile und als Dämmstoff. Lange Zeit war der Anbau aber verboten und streng reguliert. Doch erste Lockerungen gab es lange vor den aktuellen Plänen der Ampelregierung schon in den 1990er Jahren. Und das war für die Zimmermannstochter Carmen Hock-Heyl aus Stutensee nahe Karlsruhe praktisch die Stunde, zur „Hanf-Rebellin“ zu werden, wie verschiedene Zeitungen es nannten. Dabei war sie eigentlich gelernte , Arzthelferin und Krankenschwester.

Ab 1996 machte sie sich daran, einen ökologischen Dämmstoff aus Hanffasern zu entwickeln, und sieben Jahre später begann sie in ihrem eigenen Unternehmen mit rund 50 Mitarbeitern „Thermo Hanf“ zu produzieren und vermarkten. Auf Drängen des damaligen Mehrheitsgesellschafters Alfred Ritter, der hinter der gleichnamigen Schokoladenmarke steht, musste sie sich zwar 2013 aus der Geschäftsführung der Thermo Hanf Hock GmbH & Co. KG zurückziehen.

Thermo Hanf und Dämm Flachs – die Namen sind Programm

Aber ihren mit 250.000 Euro dotierten Umweltpreis der Bundesstiftung Umwelt konnte ihr niemand nehmen. Den hat sie übrigens zusammen mit der „Stromrebellin“ Ursula Sladek vom damaligen Bundespräsidenten Joachim Gauck verliehen bekommen. Und mit ihrem Abschied aus der Geschäftsführung konnte sie sich auch dem von ihr gegründeten Interessensverband Naturfaser-Dämmstoffe mehr widmen.

 

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Ihre Firma, die heute unter dem Dach der HempFlax Building Solutions GmbH mit Kingspan Insulation als neuer Mehrheitseigner agiert, gibt es freilich noch. Die Produkte umfassen Dämm- und Baustoffe aus „Thermo Hanf Combi Jute“ mit 66 Prozent Hanf- und 22 Prozent Jutefasern sowie 4 Prozent Soda als Brandschutz sowie Lehm, Nadelfilz, Stopfwolle und Glasseidengewebe. Natürlich ist Thermo Hanf oder HempFlax heute auch nicht mehr allein auf weiter Flur. Andere Anbieter sind zum Beispiel Hemplith, Hempwool und Isover. Ein Unternehmen namens Dämm Flachs ist Programm für sich. Hinzu kommen Grossisten wie Naturanum und Verbände wie die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V.

Lagen die Hanf- oder Flachs-Preise früher meist deutlich über denen für andere Dämmstoffe, sind die für die Jute-Dämmplatten je nach Dicke mit rund 5,00 bis 13,30 Euro durchaus konkurrenzfähig. Die Materialkosten für Prämiendämmplatten im Dachgeschoss belaufen sich laut energieheld auf 33 beziehungsweise 53 Euro. Zuzüglich der Einbaukosten kämen Kunden demnach auf Gesamtkosten von 6.300 respektive 8.300 Euro für 100 Quadratmeter.

Warum Wärmedämmung und gute Argumente für Naturfasern

Wärmedämmung ist ein ganz wichtiger Baustein für die Energiewende und Umweltschutz beziehungsweise Nachhaltigkeit. Denn laut UNEP, dem United Nations Environment Programme, verursachen Immobilien rund ein Drittel der weltweiten CO2-Emissionen. Den größten Anteil daran haben Wohnhäuser. Und Deutschland ist viel zu viel von Energieimporten abhängig, um die auch von der EU geforderte energetische Sanierung schleifen zu lassen. Wie die Sparkasse ermittelt hat, kostet die Dachdämmung oder Eindeckung zirka 225 Euro pro Quadratmeter, verspricht sie aber eine Energieersparnis von 30 Prozent, ähnlich auch die Außenwanddämmung, die mit 160 Euro pro Quadratmeter zu Buche schlägt.

Viele Hausbesitzer scheuen sich aber vor der Wärmedämmung, und das oft weniger wegen der von der KfW und Co. teils großzügig subventionierten Kosten, sondern weil sie gehört haben, dass die Sanierung mit herkömmlichen Dämmmaterialien wie Hartschaum oder Mineralwolle Probleme mit sich bringen können. Das fängt damit an, dass sie Allergien auslösen können, geht über mögliche Schadstoffabgaben bis hin zu der Gefahr von Schimmelbildung und den Dämmstoffen als schwer zu löschende Brandbeschleuniger. Und gerade was die Schimmelgefahr angeht, sind Naturfasern wie Hanf oder Flachs vielfach besser geeignet, abgesehen davon natürlich auch umweltfreundlicher, weil nachwachsen und nachhaltig.

Für „den Perimeterschutz“ weniger geeignet

Natürliche Dämmstoffe wie Hanf, Holzfasern, Schilfrohr oder Flachs sind in der Regel etwas teurer, haben aber den Vorteil, dass die Häuser immer noch atmen können und sie doch noch sehr gute Wärmeleitfähigkeit und Schalldämmung bieten. Mit einer durchschnittlichen Wärmeleitfähigkeit von 0.039 Watt pro Meter und Kelvin bietet Hanf einen guten Hitze- und Kälteschutz und ist es auch ein guter Feuchtigkeitsregulierer.

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Quelle: THERMO HANF

Auf der der Negativseite ist ein vergleichsweise niedriger Brandschutz, den Thermo Hanf aber eben durch Zusatz von Soda ausgleichen will. Ein anderer Nachteil ist, dass die Dämmplatten aus Hanf und Jute sich wie alle natürliche Materialien gar nicht oder nur bedingt für die Außen- beziehungsweise Perimeterdämmung eignen. Da kommen doch meist Dämmplatten aus Mineralwolle oder Hartschaum zum  Einsatz, vermehrt aber auch Schaumglas-Schotter und Granulate aus Kork und Zellulose.

Was aber noch wirksamer ist, ist die Außendämmung mit isolierendem Vakuum. Vakuum-Dämmplatten sind praktisch der Thermoskanne abgeguckt und erreichen schon mit einer Dicke von nur zwei Zentimetern den Dämmwert von den sonst oft verbauten 20-cm-Polystyrolplatten. Allerdings lassen sie sich laut DasHaus nicht zurechtschneiden und sind sie mit 225 Euro pro Quadratmeter auch sehr teuer. Oft tut es für die Fassadendämmung aber auch eine Art Luftpolster zwischen der Hauswand und der Fassade, um Schimmel, Feuchtigkeit, Kälte und Wärme außen zu halten. Mit einer zusätzlichen Außenhaut aus Holz lassen sich umweltschonend und nachhaltig also auch Naturdämmstoffe als Matten oder in Form von Stopfhanf verbauen.

Quelle Titelbild: Adobe Stock / mattisi

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